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Gay Bombs, Penisschrumpfung, Teletubbies: die Wochenschau

Die dieswöchige (gibt es dieses Wort?) Ausgabe beginnt mit ein bisschen journalistischer Selbstzufriedenheit: Anlässlich des gefeierten Films „Irina Palm“ hat die Süddeutsche eine Prostituierte entdeckt, die erst mit 51 in diesem Gewerbe angefangen hat. Das freut uns für Lolette, mit der wir letztes Jahr ein ausführliches Interview in Feigenblatt 4 hatten …

Immer mehr Frauen absolvieren Striptease-Kurse, meldet die französische (!) Nachrichtenagentur AFP. Aus dem Bericht erfahren wir, dass es im (prüden?) Taiwan gibt, die angeblich Sexologie studieren. Sicher ein schwieriges Fach.

Aus der Reihe „Wissenschaftler haben herausgefunden“: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 8 Prozent unserer Träume, egal ob Männlein oder Weiblein, Sex zum Thema haben. Und die restlichen 92? Immerhin gibt es ein paar interessante Unterschiede zu den vierzig Jahre alten Studien Kinseys – vermutlich logen die Probanden weniger.

Und noch mehr, äh, Wissenschaft: Der Playboy hat in einer Umfrage ermittelt, dass Sex nur die drittwichtigste Freizeitbeschäftigung der Deutschen ist – nach Essen und Sport. Könnte natürlich auch ein Problem der Playboy-Leser sein.

Schlechte Zeiten für Schwule: In den USA ernennt die Bush-Administration einen Arzt zum obersten Gesundheitsexperten, der streng wissenschaftlich die Widernatürlichkeit von Homosexualität nachweist (so wie ja auch längst bewiesen ist, dass Masturbieren zum Rückenmarkschwund führt), in Russland verprügelt und verhaftet man Schwulenrechtler und in Polen sind vorübergehend die Teletubbies wegen warmer Umtriebe in Verdacht geraten (Tinky Winky, die alte Schwuchtel, mit seiner Handtasche).

US-amerikanische Militärwissenschaftler wollten ihre Homophobie sogar im Krieg einsetzen: 1994 prüfte das Pentagon angeblich die Möglichkeit einer chemische Waffe – eine „Gay Bomb“, die gegnerische Armeen in Schwule verwandeln sollte. Diese (so lautete offenbar der wirre Plan) würden natürlich wegen unkontrollierbarer Triebhaftigkeit sofort übereinander herfallen und keinen militärischen Widerstand mehr leisten können. Zu viel Ralf König gelesen? „None of this appears to be a joke“, meint der Porno-Nachrichtendienst AVN.

Nach diesem tristen Blick in menschliche Abgründe ein unverfänglicher Ausklang – und vielleicht auch ein Trost für die weniger gut gebauten Herren unter uns: Die meist recht unterhaltsame Video-Wochenschau der Kollegen von Telepolis hat die Dokumentation eines Wettbewerbs aufgespürt, bei dem derjenige gewinnt, dessen Penis nach dem Sprung in einen zugefrorenen See möglichst stark schrumpft – „Schildkröten-Club“ nennt sich das. Ja, der Mensch hat es weit gebracht, seit er die Höhlen verlassen hat.

Schönes Wochenende.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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