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Frannie Adams: Pussy Portraits

Das Konzept ist einfach, aber faszinierend: Auf jeder Doppelseite porträtiert Frannie Adams eine Frau auf zwei Bildern. Das linke könnte als Passfoto durchgehen – frontale Blicke auf freundliche, junge Gesichter, Bilder, die sich in Ausschnitt, Licht und Hintergrund kaum unterscheiden.
Rechts daneben zeigt eine Nahaufnahme die Vulva dieser Frauen. Unweigerlich stellt man Bezüge her zwischen Augen, Lippen, Labien, Klitoris, so wie man sonst ein Gesicht mit der Figur, der Kleidun oder dem Gang verbindet. Adams‘ Behauptung, man könne keine zwei gleich aussehenden Vulven finden, belege die Fotos wunderbar. Jean-Christophe Ammann spricht im Vorwort von eine Lehrbuch der Physiognomie – tatsächlic ähnelt der sachlich-neugierige Blick auf das weibliche Geschlecht eher dem des Forschers als dem des Pornografen.
Vergleiche mit Grit Scholz‘ „Tor ins Leben“ drängen sich auf. Doch wo Scholz gewaltsam versucht, die Vulva aus dem sexuellen in einen Naturzusammenhang zu rücken, lässt Adams den Betrachter mit dem Naturwunder des Geschlechtlichen allein. Ein Buch, das zum genauen Hinschauen anstiftet.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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