Permalink

off

Erotische Wochenschau I

Ja, das schlechte Gewissen. Das Blog mickert vor sich hin, jammert leise. Dabei stapeln sich die berichtenswerten Dinge – ich hatte schon länger den Plan, eine wöchentliche erotische Leistungsschau des Online-Journalismus zu veranstalten. Ich fange mal an, mit den besten Vorsätzen und versehe den Titel mit einer mutigen römischen Eins.

Zwei Bücher bleiben gerade im Aufmerksamkeitsraster der Feuilletonisten hängen. Die Klage über die Übersexualisierung der Medien haben wir auch schon formuliert, Ariadne von Schirach braucht dazu 400 Seiten. Eine schön launige Rezension hat Ursula März für die Zeit geschrieben: „Bataille hätte es als Besitzer eines Swinger-Clubs nicht besser sagen können.“

Alles über das Eine scheint ein wissenschaftliches Kuriositätenkabinett zu sein, eine Art Schotts Sammelsurium des Sexuellen unter der Rubrik „Forscher fanden heraus …“. So erfahren wir, dass hungrige Männer angeblich füllige Frauen bevorzugen und dass man vor dem Blowjob aus Geschmacksgründen anderthalb Liter Ananassaft trinken soll – hm. Noch nie nachgedacht habe ich darüber, dass die meisten Menschen den Kopf beim Küssen nach rechts und nicht nach links drehen, die Welt ist eben voller Wunder. Unklar bleibt aber auch, warum SZ Online dieses Buch so ausführlich mit einer Bildstrecke und Video-Interviews mit den Autoren abfeiert, statt im Zeichen des Qualitätsjournalismus anständig darüber zu berichten. „Ich habe keine Lust mir Vieos anzusehen/hören, lese lieber einen guten Text!“, schreibt der erste Kommentator, und dem kann ich nur beipflichten.

Von einer Datenschutz-Panne berichtet Intern.de: Der Hersteller eines Gleitmittels hat versehentlich eine Viertelmillion Kundenadressen ins Netz gestellt. Sicher sehr unangenehm für einige Männer mit Doppelleben. Die größte Gefahr für den Datenschutz ist und bleibt Dummheit.

Ein dänischer Naturschutzbund hat seinen geplanten Atlas mit den besten Plätzen für Freiluft-Sex nach Protesten gestoppt, meldet dpa. Der Nudistenverband spricht von Schamgefühl, und eine „Landesvereinigung für eine pornofreie Umwelt“ meldete sich zu Wort. Dänemark ist konservativ geworden, klagte schon Nicolas Barbano von Innocent Pictures im Interview (Heft 5).

Fortsetzung folgt.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

Kommentare sind geschlossen.