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Catherine Millet: Eifersucht

Vor neun Jahren tauchte der Name Catherine Millet auf der literarischen Landkarte mit dem autobiographischen »Das sexuelle Leben der Catherine M.« auf, einem Bestseller mit dem Air des Skandalösen. Das kürzlich erschienene »Eifersucht« ist eine Art Fortsetzung und Gegenstück davon.
Nackt sind diesmal jedoch eher die Seelen als die Körper. Millet, die als junge Frau 1972 eine Kunstzeitschrift gründete, durchlebte während der langen Beziehung zu ihrem Mann Jacques zahllose sexuelle Affären. Zufällig entdeckt sie eines Tages Hinweise darauf, dass auch er Nebenbeziehungen unterhält. Trotz ihrer eigenen Untreue trifft sie diese Entdeckung schwer, sie steigert sich in eine obsessive Selbstquälerei hinein, bis sie diese schließlich überwinden kann.
Millets zweites Buch taucht tief in seelische Abgründe hinab. Sprachverliebt und egozentrisch verrät jeder Satz jene Selbstsicherheit, die nur jahrzehntelange Zugehörigkeit zur intellektuellen Oberschicht verleihen kann. Diesem sehr französischen Buch leiht die Schauspielerin Nina Petri überzeugend ihre dunkle, nicht mehr ganz junge, sehr sinnliche Stimme.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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