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Eine Wochenschau mit allen Sex-Spielarten, die es gibt

Eigentlich würde ich jetzt gerne von einem fantastischen Porn Film Festival erzählen, wo wir einige der interessantesten Erotikfilmemacher und ihre Arbeiten kennen lernen konnten – aber leider kam eine fiese Erkältung unserem Betriebsausflug dazwischen. Wenn irgendjemand etwas über das Festival erzählen mag, verlinke ich gerne. Einstweilen noch eine zweite Meinung zur Venus, und zwar von Sex-Coach und Autorin Silke Maschinger.

Auf solchen Veranstaltungen kann man erfahren, wie unglaublich vielfältig das Gebiet des lustbringenden Austauschs von Körperflüssigkeiten ist. Einen Überblick für Anfänger gibt die Fetisch-Karte, die Franklin Veaux in Ergänzung einer zwei Jahre alten Karte von Katharine Gates gezeichnet hat.

Fetischkarte

In Kalifornien kämpfen Konservative gegen die dort legale Schwulenehe – mit zweifelhaften (oder eher gar keinen) Argumenten, wie Stefan Niggemeier aufzeigt. Das Niveau von Homophobie lässt sich aber immer noch tieferlegen – zum Beispiel von dem Londoner Kaplan, der sich für die Tätowierung von Schwulen an Anus und Kinn einsetzte (oder war das doch verunglückte Satire? Die Originalseite ist aus dem Netz genommen). Eine Subway-Filiale in den USA hat einen Mitarbeiter gefeuert, weil er in einem Schwulenporno mitwirkte. Hierzulande tun sich Islamisten mit Schwulenhetze hervor, wie die taz in einem älteren Artikel berichtet.

Da ist es doch besser, man bleibt hetero. Um zu erfahren, wie das geht, sollten sich vor allem die jüngeren, sexuell desorientierten Leser folgenden Lehrfilm anschauen (via Hot Movies for Her):

Ebenfalls auf Hot Movies for Her habe ich einen Hinweis auf die Cartoons von XKCD gefunden, die ich bisher nur als schräge Kommentare auf die Computer-Kultur kannte. Aber dieser passt hierher:

Scrabble-Desaster

Sehr gefreut haben wir uns für Klaus Ender, den neben Günter Rössler wichtigsten Aktfotografen der DDR, dessen wunderbare Bilder und turbulentes Leben wir in Feigenblatt 12 gewürdigt haben. Der Spiegel-Ableger Eines Tages tut das jetzt auch (vermutlich für ein größeres Publikum).

AVN erinnert (1, 2) an Gerard Damiano, der 80-jährig verstorben ist. Als Regisseur der legendären 70er-Jahre Pornos „Deep Throat“ und „The Devil in Miss Jones“ revolutionierte er das Genre und wurde zu einer Art Porno-Autorenfilmer. Jetzt dreht er, um Annie Sprinkle zu zitieren, am „big porn movie set in heaven“.

Die nächste Ausgabe des Feigenblatts handelt von Männern. Und wie dieses auf Photoshop Disasters gezeigte Foto verdeutlicht, gibt es da offenbar massiven Aufklärungsbedarf:

Was fehlt an diesem Mann?

(Falls Ihnen nicht klar wird, was an diesem Foto falsch ist, sollten Sie sich von diesem mykologischen Phänomen inspirieren lassen.)


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Wochenschau: Labien-Straffung, Penis-Rutsche

Nach einem kleinen (dienstlichen!) Abstecher nach San Francisco wird’s höchste Zeit für eine neue Wochenschau. Dort in den USA, erzählt die Sexualhistorikerin Dagmar Herzog der taz in einem langen Interview, herrscht tiefgreifende Unsicherheit in sexueller Hinsicht. Die New Yorker Professorin wünscht sich Diskussionen über sexuelle Rechte statt immer nur über Viagra und Pornografie und schildert, wie die Konservativen aus der sexuellen Revolution gelernt haben. Lesenswert, auch für Europäer.

Ein Symptom dieser Unsicherheit, das auch hierzulande um sich greift, ist der Trend zu Schönheitsoperationen im Genitalbereich. Intimrasur und Porno-Chic machen vor allem Verkleinerungen der Schamlippen zum gefragten Angebot – etwa 2500 Euro bezahlen die Kundinnen, damit ihre Labien wieder wie die eines Teenagers aussehen.

Der argentinische Film „XXY“ hat eine oft vergessene Spielart der sexuellen Entwicklung in den Blickpunkt gerückt: die Intersexuellen, vulgo Zwitter. Bei einem von etwa 5000 Menschen kann sich die Natur nicht für ein Geschlecht entscheiden. Die Zeit berichtet, wie unterschiedlich die Medizin heute und noch vor wenigen Jahrzehnten mit diesem irritierenden Phänomen umgeht.

Nachrichten aus aller Welt: Die Erkenntnis, dass man Sex besser nicht im Gleisbett ausübt, nehmen eine südafrikanische Prostituierte und ihr Freier mit ins Grab. In Japan verlieben sich junge Mädchen in virtuelle Comicfiguren, während ein verblüffend realistischer Android einen noch leicht eckigen Schulmädchen-Charme versprüht und es damit sogar bis ins Werbefernsehen schafft. Bali will Bikinis verbieten (was nicht heißt, dass man dann nackt baden darf), und in Polen plädiert man bei Päderasten auf „Schwanz ab“ und weiß sich dabei im Einklang mit allen Stammtischen der Welt. Da machen wir doch lieber Urlaub im Harz, wo die sexuelle Freiheit zu Hause ist.


Diesel’s SFW XXX Party Clip – Watch more free videos

Was ist virale Werbung? Zum Beispiel dieser derzeit in jedem zweiten Blog veröffentlichte Clip von Diesel, ein wirklich sehr witziges kleines Video, das die guten alten 70er-Jahre Pornos wiederaufleben lässt und lässig gegen die Zensierer austeilt.
Disclaimer: Ich fand die Modemarke Diesel mit ihrer Designer-mäßigen Pseudowildheit immer total peinlich.
Disclaimer 2: Ich musste mir erst erklären lassen, dass 30 Jahre Diesel -> Diesel XXX Party -> XXX -> Porno. Es war auch schon spät.

Historisches Herrenmagazinaktuelles HerrenmagazinNoch mehr Nostalgie bringt das Fachblatt für Vorgestern, die Spiegel-Tochter Eines Tages mit einem Artikel über die Geschichte der „Männermagazine“ (muss das so heißen?) inklusive netter Cover-Galerie. Weil früher die Darstellung der Nacktheit immer eine Rechtfertigung (Kunst, FKK etc.) gebraucht habe, heißt der Artikel „Ausreden fürs Ausziehen“ – eine Formulierung, die mir beim Betrachten von Spiegel-Covern übrigens öfter einfällt.

Und zum Schluss noch was wirklich, wirklich Seltsames. Ohne Kommentar. Anschauen auf eigene Gefahr.


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Wochenschau: Staubsaug-Orgasmen im Pornomodus

Was vibriert, lärmt und wird fast immer von einer Frau bedient? Sie sehen, dass Staubsauger und Vibratoren vieles miteinander gemeinsam haben. Vortex Vibrations stülpt man einfach über den Staubsauger, der Plastikaufsatz bringt die Luft zum vibrieren, was der Raumpflegerin angeblich Wahnsinns-Orgasmen bringen soll – zumindest, wenn sie es schafft, das Gedröhne zu überhören.


(via Schlafzimmerblog)

Diese Galerie von Playboy-Häschen von 1971 bis heute nährt in mir den Verdacht, dass ich geschmacksmäßig irgendwo vor 30 Jahren stehen geblieben bin: Mindestens die letzten zehn Jahrgänge haben für mich den Sexappeal einer Schaufensterpuppe – durchaus im Gegensatz zu ein paar der älteren. Playboy bebildert damit eine kleine Studie weiblicher Intimfrisur. Offenbar wurde der kleine Wuschelkopf ab etwa Mitte der 80er-Jahre gestutzt, bis zur Jahrtausendwende nur noch ein Streifchen übrig war. Inzwischen scheint Kahlschößigkeit vorgeschrieben zu sein, soweit das auf den immer keuscheren Bildern noch zu erkennen ist.

Da lobe ich mir doch die Offenherzigkeit des Vagina-Sofas. Sieht sehr bequem aus. Allerdings konnte einer der Kommentatoren im Sexblog seinen Ekel kaum beherrschen – da wirken bei manchem offenbar schwere Traumata.

Wer wirklich tollen Sex haben will, geht in den Swingerclub – das jedenfalls erzählen einem RTL2, Vox, Sat1 & Konsorten fast täglich in ihren „Dokumentationen“ durch die Blume. Ganz anders klingt das in diesem kleinen Resümee bei Silke Maschinger.

Seit knapp vier Wochen hat die American Airlines Flugzeuge mit Internetzugang im Testbetrieb. Klingt gut – aber die Stewardessen machen sich sorgen, dass künftig die Reisenden langweilige Langstreckenflüge zum Studium von Körperöffnungen und -flüssigkeiten nutzen könnten. Als Lösung schlägt man das chinesische Modell vor – also Internet-Zensur.

Die Betreiber des Berliner Kinderhilfswerks Arche haben ihre Erfahrungen mit sexuell verwahrlosten Kindern und Jugendlichen in einem Buch festgehalten. Mit einem der beiden Autoren, Wolfgang Büscher, hatten wir für Feigenblatt 11 „Pornografie“ ein Interview – es sind ziemlich erschreckende Fälle von Übersexualisierung, von denen er erzählt hat. Schön, dass die Zeit mit dem sensiblen Thema nicht alarmistisch umgeht („immer mehr Kinder …“), sondern betont, dass es sich um Einzelfälle aus dem allerdings wachsenden unteren Rand der Gesellschaft handelt.

Stichwort Übersexualisierung: Solche Anzeigenmotive lassen sich nur mit kollektivem Hormonstau in der Werbeagentur erklären. Der Werberat hat mal wieder seine alljährlichen Watschen verteilt, und dämlicher Sexismus ist und bleibt Fettnäpfchen Nummer eins bei der Werbewirtschaft.

Restaurant-LogoWas sich dagegen die Gestalter dieses Restaurant-Logos gedacht haben, weiß ich nicht. Es sind sicher sehr unschuldige Menschen, die hier nur eine Pagode im Abendlicht sehen (via Failblog).

Erwachsen und jungfräulich – das klingt kurios, kommt aber nicht so selten vor. dpa berichtet über eine Selbsthilfegruppe. Auch manche verheiratete Paare tun sich mit dem ersten Mal unglaublich schwer. Das klingt nach unaufgeklärten Hinterwäldlern oder religiösen Spinnern, aber oft liegt es eher an Vaginismus, extremer Schmerzempfindlichkeit der Geschlechtsteile und erektiler Dysfunktionalität: „Nicht immer sind Alkohol und Barry-White-Songs eine Lösung“. Immerhin ist das Problem verbreitet genug, dass es dafür Spezialkliniken gibt.

Demnächst werden fast alle Browser einen Privat-Modus haben, der beim Surfen weniger Datenspuren auf dem eigenen Rechner hinterlässt. Das hat man erfunden, um … um heimlich das Geburtstagsgeschenk für die Ehefrau auszusuchen. Keine Ahnung, wieso das manche „Porn Mode“ nennen. Bei den „Recherchen“ für das „Geburtstagsgeschenk“ könnte natürlich auch das passieren, was Oliver Widder in dem Cartoon unten beschreibt.

Oliver Widder: Porn Mode


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Schlechtes-Gewissen-Zwischenmeldung

Der Eingangsordner quillt über vor spannenden, sonderbaren und heiteren Meldungen aus der wunderbaren Welt des Zwischenmenschlichen – aber Feigenblatt Nummer 13 duldet keine Nebentätigkeiten, und obwohl das Heft das Thema „Zu dritt“ hat, machen wir es (wie meistens) nur zu zweit. Wenn das fertig ist, gibt es wieder wöchentliche Wochenschauen, wir bringen den Relaunch unserer Website zu Ende, ich tausche endlich mein grässliches Profilfoto aus und alles wird gut.

So, jetzt wieder zurück zur Heftarbeit.


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Wochenschau: Willige Melonen, frigide Parkbänke

Seit Tagen sind alle Medien voll davon und Sie können es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber es ist die Top-Neuigkeit überhaupt: Franz Kafka, literarischer Halbgott und Säulenheiliger der Moderne, hat womöglich (atmen Sie tief durch) pornografische Druckerzeugnisse konsumiert. Ich verlange, dass die Literaturgeschichte umgeschrieben wird.

Über solchen Sensationen tritt dieses Gerenne und Gehüpfe in Peking (jaja, „Beijing“) natürlich in den Hintergrund, obwohl es so schöne Sportarten wie Gummischwimmen oder Reservoir-Ball gibt. Bei all dem China-Rummel fällt auch das ein oder andere Schlaglicht auf die weitgehend unbekannten Intimgewohnheiten unserer Freunde aus Fernost, zu denen überraschenderweise auch Besuche bei der Friseuse zählen.

Hello-Kitty-Vibrator Sex mit (nein, nicht auf!) der Parkbank gehört aber auch in China zu den ungewöhnlicheren Praktiken. Die Sache nahm für alle Beteiligten ein peinliches Ende. Die Parkbank war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Einfacher und risikoloser kommt der einsame Mann dagegen etwa bei der Melonen-Muschi oder dem Noppen-Popper zum Zuge (via Schlafzimmer-Blog) – nützliche Freizeitbegleiter, die auch der handwerklich Herausgeforderte in kurzer Zeit basteln kann.

Der fortgeschrittene Genießer gönnt sich natürlich lieber eine Travel-Pussy vom Automaten am Wirtshausklo. Und was es nicht alles gibt: Vibratoren mit Hello-Kitty-Motiven, Intimpuder für den Herrn, der sich nicht so gern wäscht, Push-up-Höschen für den Jennifer-Lopez-Hintern, Klopapier mit (naja) erotischen Motiven und sogar für die Second-Hand-Jungfrau ein Instant-Nymphenhäutchen.

Link: sevenload.com

Irgendwie bringt mich das auf diese, hm, originelle PR-Aktion eines Verlags. Erleben Sie höchste sinnliche Ekstase bei wackeligen Aufnahmen von einer Erotik-Lesung, bei der die Vortragenden nackt herumstehen und dabei von dem im Hintergrund stattfindenden Barack-Obama-Auftritt am Brandenburger Tor übertönt werden.

Wir bleiben in Berlin. Silke Maschinger hat sich die neu gestaltete Filiale des schlingernden Pornokonzerns Beate Uhse am Zoo angeschaut und ist mit gemischten Gefühlen herausgekommen.

Nicht besonders gut scheint es auch dem Playboy-Antipoden Playgirl zu gehen, der seine Printausgabe zum Jahresende einstellt und nur noch online auftreten wird. Der deutsche Ableger ist ja schon seit ein paar Jahren verschwunden (weiß jemand mehr?).

Der italienische Ministerpräsident Berlusconi hat Tiepolos Gemälde „La Verità svelata dal Tempo“ (ok, eine Kopie davon) übermalen lassen – allerdings nicht, wie seinerzeit die Päpste, stilecht mit einem Feigenblatt, sondern mit einem Blüschen. Berlusconi wollte seinen nicht minder scheinheiligen Besucher, den US-Justizminister Ashcroft, nicht mit dem Anblick einer nackten Brust entsetzen. Der Titel des Gemäldes heißt zu Deutsch übrigens „Die Wahrheit, von der Zeit enthüllt“. Sapienti sat.


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Wochenschau: Öko-Pornos und Penis-Brotzeit

Zurück vom kleinen Badeurlaub, der uns unter anderem nach Dranske auf Rügen geführt hat (wovon es einige Bilder im aktuellen Feigenblatt gibt, die Klaus Ender in den 60er/70er-Jahren dort gemacht hat). Was das Nacktbaden angeht: FKK ist immer noch ziemlich verbreitet, aber zumindest zur Hauptsaison ziemlich verwässert – an den Nacktstränden liegen mehr Leute mit Badesachen herum als ohne. Vor allem zwischen 14 und 40 wollte außer uns kaum einer auf die dort wirklich ziemlich unpraktischen Textilien verzichten. Ziehen Sie also Ihre eigenen Schlussfolgerungen …

Falls Sie demnächst mal wieder einen Porno im Freien drehen, tun Sie’s bitte nicht am Brandenburger Tor oder vor der Frauenkirche. Sehenswürdigkeiten als Kulisse für Cumshot & Co. sind en vogue, aber manche Behörden reagieren auf diese Art von Urlaubssouvenir humorlos – was ein französisches Pärchen in Form einer viermonatigen Bewährungsstrafe zu spüren bekam. Die beiden waren auf einem kanadischen Kriegsdenkmal zugange gewesen und hatten das Filmchen im Internet vertrieben.

Auf eine oft übersehene, aber immer häufigere Form sexuellen Missbrauchs weist die Zeit hin: Inzest unter Geschwistern. Dabei geht es nicht um unschuldige sexuelle Gehversuche mit Brüder- oder Schwesterlein, sondern um oft jahrelange Nötigung, deren vor allem ältere Brüder aus verwahrlosten Familien an ihren jüngeren Schwestern schuldig werden. Das soll, so ein Experte, die häufigste Form sexuellen Missbrauchs überhaupt sein, obwohl er in den Statistiken kaum auftaucht.

Und noch mehr von der dunklen Seite des Eros: 44 Prozent aller jungen Südafrikaner wurden bereits Opfer einer Vergewaltigung. Bis vor einem Jahr war dort Sex mit männlichen Kindern keine ernstzunehmende Straftat. Die Täter waren übrigens (vor allem in den Städten) mehrheitlich Frauen – von ihnen ist jede Dritte schon einmal vergewaltigt worden, wie eine frühere Studie herausfand.

Wo wir schon dabei sind: Die USA setzen bei Verhören von Terrorverdächtigen gezielt Techniken sexueller Erniedrigung ein, behauptet die Journalistin Naomi Wolf. Bekanntgewordene Missbrauchsfälle wie in Abu Ghraib erscheinen so nicht als Einzeltaten, sondern als Auswüchse eines entmenschlichten Systems.

Von hier gibt’s keinen eleganten Übergang, sondern einen schnellen Themenwechsel zu den erfreulicheren Dingen des Lebens. Erst neulich haben wir uns darüber beklagt, dass die zeitgenössische Kunst Sexualität überwiegend als lustfeindliche Provokation darstellt. Dass die Berliner „White Square Gallery“ eine Ausstellung namens „The Joy of Sex“ zeigt, stimmt da optimistisch, und tatsächlich gibt es dort einige sehr schöne Exponate zu bestaunen. Auch wenn dieses liebevoll arrangierte Brotzeit-Bild von Cornelia Bördlein ganz fiese Kastrationsängste verursacht, die ich nicht unbedingt mit dem Spaß am Sex verbinden würde.

Erotische Kunst für einen guten Zweck zeigt Art&Aid, ein Projekt, mit dem die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Spenden für chinesische Erdbebenopfer sammeln will. Noch bis Mittwoch nimmt man dort mit einer 5-Euro-Spende an einer Verlosung von hochwertigen Fotoabzügen teil.

Sexspielzeughersteller sind gute Menschen – der eine kümmert sich um Kinder in der dritten Welt, der andere sponsort Festivals gegen sexuelle Gewalt. Und die Öko-Porno-Aktivisten „Fuck for Forest“ haben offensichtlich die neue Greenpeace-Kampagne „Forest Love“ schwer beeinflusst (via Spreeblick). Die Art von Liebe, um die es beim Schweizer Greenpeace-Projekt „Lovepeace“ geht, findet allerdings eher zwischen Menschen als zwischen Pflanzen statt. Liebe und Friede sei mit euch bis zum nächsten Mal.


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Wochenschau XXVII: Intelligenz mit Erektion

Was sollte in einem erotischen Blog stehen – anmachende Geschichten, Bilder und Fantasien oder kommentierende Berichterstattung? Darüber diskutiert man gerade auf lustgespinst.de, die eine Liste von zehn lesenswerten Erotikblogs zusammengestellt haben (darunter dieses hier – vielen Dank!).

Von solchen Debatten ist es nicht weit bis zur Frage, wie denn erotische Literatur aussehen soll. Ein paar gute Vorschläge macht ein Autor aus San Francisco in seinen „10 Geboten der Schmutzliteratur“ – die ich als Redakteur und Gelegenheitsautor nur unterschreiben kann. So rät M. Christian unter anderem, sich nicht ständig blumige Geschlechtsteilsynonyme auszudenken, nicht allzu sehr zu übertreiben und über den Sexszenen die gute Geschichte nicht zu vergessen. Sehr schön übrigens der Titel seines Blogs: „Imagination is intelligence with an erection.“ Chapeau.

Das Beate-Uhse-Museum in Berlin, Deutschlands inzwischen leider einziges Erotikmuseum, zeigt zusammen mit der rührigen Galerie Inasaja von 12. September bis 5. Oktober die internationale Kunstausstellung ARTundressed. Im Rahmen der Ausstellung zeigt man auch die Gewinner des hochdotierten jährlichen Online-Wettbewerbs „The World’s Greatest Erotic Art of Today“. Ich bin sicher, die Ausstellung ist sehenswerter als die Website des Museums (Lieblings-Werbebanner: „Ficken? Klick hier! – Free Fickbilder“).

Ein bisschen weiter weg für die meisten Leser ist das Erotic Heritage Museum, das am 2. August öffnet. Aber falls Sie zufällig mal in Las Vegas sind: Sieht ganz interessant aus, was die da zusammengetragen haben.

Ja, das muss natürlich auch berichtet werden: Der Fernsehsender CBS kommt in Sachen „Nipplegate“ ungeschoren davon. Wir erinnern uns: Millionen US-Amerikaner reagierten traumatisiert auf Janet Jacksons nackte Brust, die 2004 im Fernsehen zu besichtigen war – und zwar exakt gemessene 9 Sechzehntel Sekunden lang.

Da lobe ich mir mein Europa, Hort der libidinösen Toleranz. Die Zeit hat jetzt einen Bildungskanon zum Thema Sex veröffentlicht. Ich hatte leider noch keine Zeit hineinzuschauen – die Feigenblatt-Herausgeberin packt nämlich gerade Regenjacken und Badesachen ein, heute Abend geht’s noch Richtung Ostsee, wo wir den Rest dieses nasskalten Julis verbringen werden. Und um Ihnen unsere Abwesenheit zu versüßen, haben wir die Versandkosten für Einzelbestellungen gesenkt.


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Wochenschau: Porno-Verbot und Weltraum-Sex

Als Teenager blätterte ich mit schlechtem Gewissen verstohlen darin herum, aber dass es sie in den letzten zwanzig Jahren überhaupt gab, ist völlig an mir vorbeigelaufen. Nun ist die wohl letzte Ausgabe der Revue erschienen. Aufstieg und Niedergang der Zeitschriftenbranche lassen sich gut ablesen an der (Neuen) Revue: Von der Projektionsfläche für Nachkriegsträume über die sexuelle Aufbruchsstimmung zum schlichten Tittenheft in den 80er-Jahren, dann (während die ähnlich gelagerte Quick den Weg zum Altpapier antrat) der Versuch, sich wieder als Klatsch- und Glamourmagazin zu etablieren. Nun hat der Bauer-Verlag, der nicht gerade im Ruf übertriebener Sentimentalität steht, die alte Neue Revue sterben lassen (hier ein schöner Nachruf bei der Frankfurter Rundschau). Kurz zuvor hat es schon den Billig-Playboy Matador erwischt, nächster auf der Liste ist offenbar das Nackedei-Boulevard-Heftchen Coupé.

Billig-Erotik ist nicht mehr gefragt, könnte man daraus schließen. Schön wärs – aber online sitzen die Blusenknöpfe und die verschwitzten Phrasen noch lockerer als im papierverarbeitenden Gewerbe. Und wenn mal was Edles zu besichtigen ist, merken viele nicht einmal den Unterschied. Irgendeine Journalistin hat entdeckt, dass es in den ZDF-Sommernachtsphantasien doch tatsächlich irgendwie um Sex geht (und zwar schon seit 15 Jahren), und drei große Redaktionen machten mit Freuden ein Skandälchen daraus.

Jetzt sollen auch noch Pornos international verboten werden – fordert jedenfalls der Direktor der Landesmedienanstalt NRW. Alles, was man dazu sagen kann, haben andere schon gesagt, der Rest sei Schweigen. Man muss die Pornos ja nicht unbedingt während einer Sportübertragung im Fernsehen senden – was jüngst einem neuseeländischen Sender passiert ist.

Und der Nachwuchs ist noch verklemmter, allem Porno-Chic und der Playboy-Mode zum Trotz. Glauben Sie nicht? Schauen Sie sich mal diesen Film an (via) . Ich fordere eine Tapferkeitsmedaille für diesen Lehrer, der sich vor seine 15-jährigen Realschüler hinstellt, sich als schwul outet und mit ihnen über Coming out diskutieren will (und dann heißt der Arme auch noch Ficano, meine Güte). Falls Sie sich fragen, ob wir damals in der Schule auch so blöd waren: sehr wahrscheinlich ja.

Kein Wunder, wenn die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia einen satten Anstieg der Beschwerden über Pornografie im Web verzeichnet. Die FSM hebt dabei besonders die 21 Prozent Anzeigen wegen Kinderpornografie hervor, über deren Abscheulichkeit sich ja wohl alle einig sind – aber was ist mit den restlichen 79 Prozent?

Aus Versehen dürfte heutzutage wohl kaum einer über Kinderpornografie stolpern, auch wenn der Online-Riese Yahoo kürzlich mit einem neuen Service erstaunliche Angebote machte. Eng wird es auch für Anbieter von nicht expliziten Minderjährigen-Fotos, die aber definitiv ein Gschmäckle haben. Auch eine deutsche Zeitung hat bei einigen Fotomodellen nicht so genau auf den Schülerpass geguckt.

Wichtiges, Unwichtiges & Abseitiges in Kürze:
Der Telepolis-Chefintelektuelle Florian Rötzer meditiert über Sex im Weltraum.
Eine junge Britin hat hautnah erfahren, dass Fledermäuse Säugetiere sind.
Ist „Cumshot“ auch eine Ihrer Lieblings-Sextechniken? Dann sollten Sie lieber das Fachmagazin GQ lesen (via Sexblog).
Und die deutsche Modeindustrie will sich jetzt auf Drängen der Politik gegen den Schlankheitswahn einsetzen. Kein Problem – die Branchensprecher fühlten sich sowieso unschuldig wie ein Säugling. Woher die ganzen Bilder von klapperdünnen Kleiderhalterinnen und Rollenmodellen mit Biafra-Chic kommen, konnte sich der Verband der Modellagenturen beim besten Willen nicht erklären.


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Wochenschau: Das Ende der Männer

Jaja, Charlotte Roches „Feuchtgebiete“, Sie können’s nicht mehr hören. Ich habe auch ein schlechtes Gewissen dabei, zu dem nicht enden wollenden Rummel mein kleines Scherflein beizutragen, aber diese harsche Rezension ist es wert: Die Zeit.de-Sexbloggerin Sigrid Neudecker entlarvt den angeblich postfeministischen Roman als kalkulierte Provokation. Interessanter als das Buch sind ohnehin die Reaktionen darauf: Vom Promi-Bonus und der kindischen Freude der Intellektuellen an Grenzüberschreitungen bis hin zu den Verkaufsrekorden, dem Talkshow-Marathon und den zunehmend kritischen Stimmen ist „Feuchtgebiete“ ein wunderbares Beispiel für den Schweinezyklus in den Medien. Noch nie habe ich bei den Amazon-Kundenrezensionen so viele Verrisse gesehen wie zu diesem Buch – natürlich ist es dort trotzdem noch die Nummer eins. Unsere kleine Rezension der Hörbuchfassung stand übrigens in Feigenblatt 11.

Wo wir schon bei den unerfreulichen Begleiterscheinungen der Sexualität sind: Die Ansteckungsraten bei Geschlechtskrankheiten sind stark am Steigen – und zwar weniger bei Teenagern (für die man sich ja eine Menge Aufklärungskampagnen ausdenkt), sondern bei den Über-45-Jährigen. Schön, dass es in dieser Altersgruppe so viel sexuelle Aktivität gibt, aber man möchte meinen, dass ein Mittvierziger die Sache mit den Gummitütchen verstanden haben sollte.

Schubladenschrank auf High Heels, Minibar hinter Holzbusen: Spiegel online hat ein paar unglaublich scheußliche Möbel entdeckt.

Gelegentlich zeigt die Natur sonderbare Launen und entschließt sich, einen Menschen nicht in das Männer- oder Frauenfach zu stecken, sondern irgendwohin dazwischen. Zwitter kennen wir vor allem aus Mythen und Fantasien, wo sie Symbol der Ganzheit, alptraumhafte Bedrohung oder sexuelle Verlockung sind. Welche gewöhnlichen und nicht so gewöhnlichen Probleme ein jugendlicher Intersexueller tatsächlich hat, zeigt ein ungewöhnlicher Film aus Argentinien, der gerade in unseren Kinos läuft. Die Presse ist sehr angetan von „XXY“.

A propos Ypsilon: Das Männer-Chromosom schrumpft rapide – zumindest für die Zeitmaßstäbe der Evolutionsbiologie. In 125.000 Jahren, schätzen Genetiker, könnte von diesem sonderbaren Chromosom nichts mehr übrig sein.

Die isländische Band Sigur Rós hat sich freundlicherweise bereit erklärt, das aktuelle Feigenblatt zu vertonen:

Andere Rückmeldungen zum neuen Heft haben wir auf Silke Maschingers kleinem Sexblog und auf Bild.de erhalten – was uns sehr gefreut hat.

Und noch mehr Eigenwerbung: Seit letzter Woch bieten wir einen monatlichen (natürlich kostenlosen) Newsletter an mit Veranstaltungsinformationen, Texten und dem Besten aus dem Feigenblog. Ab der zweiten Ausgabe gibt es für nachweislich volljährige Leser auch eine Erwachsenenversion des Newsletters.

Nach so viel Text ein bisschen Abkühlung. Das ErosBlog hat in seinen Archiven gewühlt und dieses Fundstück aufgetan.

Unterwasser


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Wochenschau Spezial: Alles über Bälle

Ja, es hat uns auch erwischt. Abend für Abend schauen wir uns Fehlpässe, Fouls und Schwalben an, und der Trikottausch nach dem Spiel ist für die Herausgeberin längst nicht mehr der einzige Grund dafür.

Interessant finde ich, wie intensiv im Fußball Gefühle und Körperlichkeit zwischen Männern ausgelebt werden – vom ausgelassenen Aufeinanderhüpfen bis zum zärtlichen Kopfstreicheln. Seit die 80er-Jahre-Männergruppen das Handtuch geworfen haben, dürfte Mannschaftssport das letzte Refugium für Hetero-Männer mit Wunsch nach Berührung sein.

Das ist natürlich nur möglich, weil es im Fußball keine Schwulen gibt – sagen jedenfalls die Fußballer. Wie es sich tatsächlich als schwuler Fußballprofi lebt, fand das Fachmagazin Rund vor anderthalb Jahren heraus.

Gerade im deutschen Fußball tut man sich damit erstaunlich schwer. Mit der Verklemmtheit soll aber bald Schluss sein, wenn es nach DFB-Präsident Zwanziger geht, der in einem Interview mit der schwulen Zeitschrift Männer für Glasnost beim DFB einsteht. Die Schwulen jedenfalls haben schon heute ihr Herz für die Nationalelf entdeckt und tauschen die schönsten Bilder und Gerüchte aus.
Update: Auch der Spiegel nimmt sich mit einer Bildstrecke der Fußballerliebhaber(-innen) an.

Was hat die weibliche Brust mit Fußball zu tun? Eigentlich so gut wie nichts, aber dennoch scheint die Assoziation irgendwie in der Luft zu liegen – wie etwa die Gestalter des vermutlich peinlichsten Stern-Covers aller Zeiten beweisen. Vielleicht verrät das etwas über männliches, nunja, Denken, das wir eigentlich gar nicht wissen wollten.

Hier fehlt etwas.Mir als nicht Betroffenem war nie klar, was für ein schweres Schicksal Besitzerinnen der Glandulae mammariae täglich tragen müssen: „Wenn alles nach Plan läuft, werden [meine Brüste] ihre eigentliche Funktion ungefähr in drei von den 70 Jahren erfüllen, in denen ich sie habe“, schreibt eine amerikanische Journalistin, „in der restlichen Zeit sind sie abwechselnd im Weg und bringen mich in Verlegenheit.“ Damit beim Joggen das lästige Gewippe vor dem Brustkorb wenigstens den Strom für den iPod erzeugt, hat sich die Autorin dieses amüsanten englischsprachigen Artikels unter anderem mit einer Professorin unterhalten, die seit 23 Jahren die Physik der Brustbewegung studiert.

Tatsächlich scheint das Schmücken oder auch nur das bloße Tragen von Brüsten ein Sicherheitsrisiko zu sein. Und das allerskandalöseste ist natürlich dieses rote Ding da vorne drauf, Sie wissen schon. Vorsichtshalber hat ein schwedischer Dessoushersteller die Nippel des Anstoßes deshalb wegretuschiert (via Photoshop Disasters).

Dass die weibliche Brust in fast obszöner Weise sexuell ist, die männliche aber nicht, fand letzten Monat erst wieder ein Gericht heraus – dabei ist das doch offensichtlich ungerecht. Während die schwedischen Aktivistinnen von Bära Bröst für gleiches Recht im Schwimmbad kämpfen, hat man anderswo entdeckt, dass auch Männer diese bösen roten Dinger haben.