Permalink

off

Mona Vara: Im Harem des Prinzen

In eine märchenhafte Welt versetzt dieses Audiobuch nach einem Roman von Mona Vara seine Hörer. Die Byzantinerin Fedora wird von einem Sklavenhändler verschleppt und verkauft. Als die schöne Rothaarige sich gegen die groben Annäherungen ihres Besitzers gewaltsam wehrt, scheint ihr Schicksal besiegelt. In letzter Minute rettet sie ein Unbekannter vor dem Tod durch Auspeitschen, indem er sie freikauft. Bald muss die Spröde ihre Tugend gegen viel geschicktere Angriffe verteidigen und erhält im Privatunterricht „Liebeslektionen“ .
Aus den scheinbar abgedroschenen Klischees von 1001 Nacht inszeniert Mona Vara eine zauberhafte Illusion von Sinnlichkeit. Die Umsetzung zum Hörbuch in der Petra-Reihe „Scharfe Stimmen“ wird der Vorlage gerecht. Der Sprecher Konstantin Graudus lässt die Figuren der Geschichte so lebendig werden, dass man sich an alte Hörspielkassetten erinnert fühlt: Mal säuselnd sinnlich, mal flüsternd,
mal schurkenhaft erhält Graudus die Spannung aufrecht. Die einfache, aber hübsche Verpackung mit raschelndem Seidenpapier macht das Hörbuch zum Erlebnis für alle Sinne.

Am 7. Juli 2007 von Anja Braun · Kategorien : Hörbücher


Permalink

off

Georges Bataille: Das obszöne Werk

Erst nach Georges Batailles Tod kamen dessen um 1930 entstandene bahnbrechende erotische Erzählungen ans Licht – die allerdings eher von Obszönität als von Erotik handeln: Nicht der Lustgewinn steht im Mittelpunkt, sondern die Entfesselung, der ekstatische Tabubruch. In der aus Psychoanalyse und Surrealismus geschmiedeten Traumlogik dieser Geschichten ist die Blasphemie ein religiöser Akt. Im Mittelpunkt steht die lustvoll selbstzerstörerische Frau.
Die Sammlung beginnt mit der „Geschichte des Auges“, die mit sexuellen Metaphern experimentiert und deren kühler, gewandter Stil sich an den ausschweifenden Inhalten reibt. Auch die kürzeren Texte
„Madame Edwarda“ und „Der Tote“ greifen Muster des pornografischen Romans auf. Der psychologische Kurzroman „Meine Mutter“ dagegen entfaltet sein Gift schleichend über drei der sechs CDs, bevor „Der Kleine“ einen kopflastigen Schlusspunkt setzt.
Die geschulten Stimmen von Eva Mattes, Heikko Deutschmann, Peter Franke und Walter Kreye verhelfen den ungekürzten Texten zum Leben. Feinster Porno für den Kopf.

Am 7. Juli 2007 von Herbert Braun · Kategorien : Hörbücher


Permalink

off

Anais Nin: Das Delta der Venus

Die erste moderne Sammlung von Erotika aus weiblicher Sicht, ein Klassiker, ungekürzt vorgetragen von einer bekannten Schauspielerin: Das 11-CD-Hörbuch aus der Klassiker-Reihe des Argon-Verlags in
der dunkelroten Box mit umfangreichem Booklet weckt hohe Erwartungen – und vermag sie zu erfüllen.
Die 15 Kurzgeschichten sind sinnlich, mit Henry Millers Worten „schamlos schön“ und sehr explizit, weil für einen Auftraggeber geschrieben, der ausdrücklich keine Poesie wünschte – erstaunlich, wie viel sich davon trotzdem finden lässt. Weil Nin aus einem großen Fundus an Situationen und Obsessionen schöpft, entsteht – trotz mancher Klischees und ähnlicher Charaktere – kaum einmal der Eindruck von Wiederholung.
Angela Winkler verleiht den Geschichten eine Stimme, die von neugierig erregt bis tief berauscht nichts auslässt. Leicht gibt sich der Zuhörer der Illusion hin, Anaïs Nin selbst würde ihr Werk vortragen und lässt sich bereitwillig entführen in ein Reich von Sehnsüchten, Orgien, Opiumhöhlen und erotischen Träumen. Wer das Delta der Venus in kleinen Dosen konsumiert, wird lange Genuss daran finden.

Am 7. Januar 2007 von Ruth Stehle · Kategorien : Hörbücher


Permalink

off

Dich, süße Sau … nenn ich die Pest von Schmargendorf

Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen kommt diese Anthologie erotischer Lyrik des Expressionismus unter die Leute: zuerst als Taschenbuch bei btb, nun auch vorgelesen auf CD. Animation zur Wollust wird man hier kaum finden. Die Sammlung bedient eher den gebildeten Décadent, der sich an den grotesk-pathetischen Übersteigerungen delektiert und sich von den innig zarten Momente dazwischen überraschen lässt.
Unter den exakt hundert Gedichten sind Stars wie Gottfried Benn und Kurt Schwitters in der Minderheit; das Gros stammt von Dichtern aus der zweiten Reihe wie Ernst Lotz, Alfred Lichtenstein, Jakob van Hoddis und Mynona, dessen Nachlass Herausgeber Hartmut Geerken verwaltet. Die Schauspieler Renate Schmidt, Elisabeth Müller und Leonid Semenov (mit russischem Akzent) tragen die Texte schnörkellos und bisweilen schnell vor. Die pausenlose Abfolge dichter Verse stellt hohe Anforderungen an den Leser – höhere, als es das Wellness-Rosa der kleinen Box erwarten lässt. In kleinen Dosen ist die „süße Sau“ jedoch ein Genuss.

Am 7. Oktober 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Hörbücher


Permalink

off

Lustschreie – Vol. 1

Wer ist dieser Mann? Und warum will er nicht, dass ich sein Gesicht sehe?, fragt sich Isabell, eine Mittvierzigerin, die sich auf ein Rendezvous mit einem geheimnisvollen Fremden eingelassen hat. Seit langem schreibt er ihr Briefe, und nun will sie endlich seine Identität lüften. Doch noch bevor sie ihn erblickt, befiehlt er ihr, die Augen fest zu schließen und ihm zu folgen. Wird sie es tun?
Die drei originellen und bisweilen witzigen Geschichten sind aus der Sicht von Frauen erzählt und richten sich auch eher an ein weibliches Publikum. Die Protagonistinnen sind nicht immer jung, schön und schlank, sondern normale Frauen, die auch schon mal zweifelnd vor einem Stück Sahnetorte stehen.
Angenehm wechselt die Stimme der Sprecherin Jane Laszlo vom nüchternen, sammetweichen Erzählton zu einem erregten Flüstern an den expliziten Stellen. Von denen gibt es nicht wenige, sie sind jedoch immer sorgsam von einer meistens fesselnden Handlung vorbereitet. Eine aufregende Hörbuch-CD, bei denen die Texte und die Sprecherin Lust zum Hören machen

Am 7. Oktober 2006 von Anja Braun · Kategorien : Hörbücher


Permalink

off

Im Wunderland der Triebe

Plötzlich reden alle über das Unaussprechliche: Sex. Die Röcke sind verboten kurz, Illustrierte und Filme zeigen nackte Brüste, einige Irrsinnige wollen Homosexualität und Abtreibungen legalisieren. So muss sich der ehrbare Bürger 1967 gefühlt haben, als dieser „Tönende Sexreport“ entstand. Zielscheibe des Spotts ist sexuelle Aufklärung à la Oswalt Kolle. Die „Pardon“-Redakteure erkunden erogene Zonen, geben Ratschläge für den Beischlaf und wetteifern in erotischer Tierlyrik. Ihre teils ironischen, teils klamaukigen Pointen werden in dem trocken-schulmeisterlichen Ton des öffentlich-rechtliche Kulturfunks vorgetragen. Musikalischer Höhepunkt ist das auf naive Sexgöttin getrimmte Chanson „Madeleine Madeleine“.
Das erinnert an Woody Allens Episodenfilm „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“. Der kam aber erst 1972, als die deutsche Sexindustrie Kolles Arbeit mit bigotten Schulmädchen-Filmen selbst parodierte. Heute klingt dieses Hörbuch wie eine liebevolle Hommage an die sexuelle Revolution. Und es ist auch nach fast vierzig Jahren noch lustig.

Am 1. Juli 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Hörbücher


Permalink

off

Geständnisse einer Dame

Der Eichborn-Verlag hat eine kleine Reihe erotischer CDs auf den Markt gebracht, deren Preis von fünf Euro auch Hörbuch- Verweigerer überzeugen könnte. Die Aufmachung ist schlicht, die Texte stammen aus dem Kanon der Erotica. In „Geständnisse einer Dame“ etwa berichtet ein unerfahrenes Mädchen von ihren ersten Beobachtungen auf dem Gebiet der fleischlichen Liebe. Dieser erotische Klassiker aus dem 18. Jahrhundert verführt seine Leser durch die unschuldige Sinnlichkeit der Erzählerin. Die galante Sprache, die detailverliebt Beischlafszenen schildert, wird durch Astrid Bless‘ dunkle Stimme lebendig und verfehlt nicht ihre Wirkung auf Hörerin und Hörer.
Weitere Titel der reizenden Reihe sind von Casanova, Chorier, Scheich Nefzaui und aus Tausendundeiner Nacht.

Am 1. April 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Hörbücher