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Vladan Matijevic: Die Abenteuer der Mieze A.

Eine Naturgewalt, diese Frau. Vielleicht auch ein Verhängnis für die Männer, die ihren Weg kreuzen – und das sind viele, denn Mieze Aksentijevics Gier nach Lust und Leben ist unstillbar. Ohne Berechnung und ohne Gewissen nimmt sie sich, was sie zum Leben braucht. Ob sie die Männer, mit denen sie diese Lust teilt, in zufriedener Gleichgültigkeit oder in Verzweiflung, Eifersucht und zerrütteten Ehen zurücklässt, ficht sie nicht an.
Das klingt nach Tragödie, ist es aber nicht. Sinnenfroh und in knappen, fast unzusammenhängenden Episoden erzählt Matijevic die Burlesken aus dem Leben seiner Heldin, und im Zweifel siegt bei ihm die Lust zum Fabulieren und Übertreiben über den Realismus.
Der Autor, der von sich sagt, er schreibe so wenig wie möglich, hat eine wunderbar verdichtete Sprache für seine personifizierte (Lebens-)Lust gefunden. Nur unter der Oberfläche schimmert Schwermut durch, vor allem, wenn sich hinter dem Dichter Rade Proust Matijevic selbst abzeichnet. Aber sentimental wird es nie – mit solcher Gefühlsduselei sollte man Mieze A. auch besser nicht kommen.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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