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Alina Reyes: Das Labyrinth des Eros

„Ein Mann und eine Frau im Königreich der Lust. (…) Schamlos, aufregend und verdammt sinnlich!“, verspricht der Klappentext marktschreierisch. Was dort nicht steht: Die Französin Alina Reyes hat einen ebenso fantastischen wie experimentellen Roman über Sex geschrieben. Man kann das Buch mögen oder nicht, etwas Besonderes ist es in jedem Fall.
Reyes borgt sich die Struktur des Buches bei Rollenspiel-Romanen: An den Knotenpunkten der Geschichte entscheidet der Leser, wie es weitergeht. Teil eins ist eine abgeschlossene Erzählung aus weiblicher Sicht, Teil zwei streng symmetrisch aus männlicher. In fast allen der zweimal vierzig Episoden geht es schnell, heftig und meist sehr bizarr zur Sache, wobei trotz der Detailfülle die Erzählstimme und damit auch der Leser merkwürdig kühl bleibt. Mit Realismus haben die Geschichten nichts zu tun: Ausgehend von einem surrealen Zirkus folgen die kaum verbundenen Episoden aufeinander wie Traumszenen, lose verbunden durch Psychologie und Symbolik. Am Ende stehen Wahnsinn, Tod, Einsamkeit – oder das Wagnis der Liebe.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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